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Histaminintoleranz: Der übersehene Auslöser chronischer Beschwerden

  • Autorenbild: Günther Pantner
    Günther Pantner
  • 22. Aug.
  • 6 Min. Lesezeit
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Viele Menschen leiden jahrelang unter rätselhaften Beschwerden wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Herzrasen oder Hautrötungen, ohne eine klare Diagnose zu erhalten. Oft wird dann vermutet, die Probleme seien psychosomatisch bedingt. Doch hinter diesen Symptomen kann sich eine Histaminintoleranz verbergen – eine Störung, die bis heute häufig übersehen wird.


Was ist Histaminintoleranz? – Grundlagen verstehen


Histaminintoleranz (auch als HIT oder Histaminose bezeichnet) ist keine klassische Allergie, sondern eine Abbaustörung. Der Körper kann das Histamin aus der Nahrung oder das körpereigene Histamin nicht mehr ausreichend abbauen. Das Enzym Diaminoxidase (DAO), das hauptsächlich für den Histaminabbau zuständig ist, arbeitet nicht richtig oder ist in zu geringer Menge vorhanden.


Was bedeutet das für Sie? 


Stellen Sie sich vor, Ihr Körper ist wie ein Eimer mit einem Loch im Boden. Normalerweise läuft das Wasser (Histamin) genauso schnell ab, wie es hineinkommt. Bei einer Histaminintoleranz ist das Loch verstopft – das "Histamin-Fass" läuft über und verursacht die typischen Beschwerden.


Etwa 1-3% der Bevölkerung sind betroffen, wobei Frauen mit rund 80% deutlich häufiger unter der Histaminunverträglichkeit leiden. Der Grund liegt in den weiblichen Hormonen: Östrogen kann die DAO-Aktivität hemmen und gleichzeitig die Freisetzung von Histamin fördern. Deshalb bemerken viele Frauen, dass sich ihre Symptome während des Menstruationszyklus verstärken.

Die Histaminintoleranz entwickelt sich meist schleichend über Jahre. Anders als bei einer Allergie reagiert der Organismus nicht sofort auf kleinste Mengen, sondern erst wenn die individuelle Histamin-Toleranzgrenze überschritten wird.


Symptome erkennen – Wie macht sich Histaminintoleranz bemerkbar?


So erkennen Sie die Anzeichen: Die Symptomatik der Histaminintoleranz ist vielfältig, da Histamin im Körper verschiedene Funktionen erfüllt und an unterschiedlichen Rezeptoren wirkt.

Hauptbeschwerden

Weitere Anzeichen

Warnzeichen

Kopfschmerzen/Migräne

Juckreiz ohne Ausschlag

Herzrhythmusstörungen

Bauchschmerzen, Durchfall

Verstopfte Nase

Starker Schwindel

Hautrötungen (Flush)

Schlafstörungen

Atemnot

Herzrasen

Müdigkeit, "Brain Fog"

Blutdruckabfall

Typische Reaktionen nach dem Essen:


  • Sofort (binnen Minuten): Flush im Gesicht und am Dekolleté, Juckreiz, Herzrasen, Durchfall

  • Verzögert (2-6 Stunden): Kopfschmerzen, Blähungen, innere Unruhe

  • Kumulativ: Über mehrere Tage sammelt sich Histamin im Körper an, bis plötzlich eine heftige Reaktion auftritt


Die Symptome können je nach Alter und Konstitution variieren. Kinder zeigen oft eher Haut- und Verdauungsbeschwerden, während Erwachsene häufiger neurologische Beschwerden wie Angstgefühle oder Konzentrationsprobleme entwickeln.


Was können Sie daraus lernen? 


Ein detailliertes Ernährungstagebuch über 2-4 Wochen hilft dabei, Zusammenhänge zwischen bestimmten Nahrungsmitteln und Ihren Beschwerden zu erkennen. Notieren Sie nicht nur, was Sie essen, sondern auch wann Symptome auftreten und wie stark sie sind.


Wie entsteht Histaminintoleranz? – Ursachen verstehen


Das passiert im Körper: Histamin ist ein wichtiger Botenstoff, der bei Verletzungen, Infektionen oder allergischen Reaktionen freigesetzt wird. Es gehört zu den biogenen Aminen und steuert viele Körperfunktionen – von der Magensäureproduktion bis zum Schlaf-Wach-Rhythmus.

Der Abbau von Histamin erfolgt über zwei Hauptwege:


  1. Diaminoxidase (DAO): Dieses Enzym baut Histamin aus der Nahrung im Darm ab

  2. Histamin-N-Methyltransferase (HNMT): Dieses Enzym kümmert sich um das Histamin im Körper selbst

Auslöser

Grundursachen

Darminfektionen

Schädigung der Darmschleimhaut

Medikamente (z.B. Schmerzmittel)

DAO-Mangel durch Nährstoffdefizite

Stress

Chronische Entzündungen

Hormonelle Veränderungen

Genetische Veranlagung

Warum ist das bei mir so? 

Eine plötzliche Histaminintoleranz entsteht meist nicht von heute auf morgen. Häufige Auslöser sind:


  • Antibiotika-Behandlungen: Sie können die Darmflora schädigen und histaminproduzierende Bakterien fördern

  • Chronischer Stress: Er erhöht die Durchlässigkeit der Darmwand und fördert die Histaminfreisetzung

  • Hormonelle Umstellungen: Schwangerschaftsende oder Menopause können einen DAO-Mangel verstärken

  • Medikamente: Viele gängige Arzneimittel hemmen die DAO-Aktivität


Das Enzym DAO benötigt bestimmte Nährstoffe als "Hilfsstoffe". Ein Mangel an Vitamin B6, Vitamin C, Zink oder Kupfer kann die Funktion beeinträchtigen. Besonders Vitamin B6-Mangel ist weit verbreitet und ein häufiger Grund für eine verminderte DAO-Aktivität.


Wie wird Histaminintoleranz festgestellt? – Diagnostik verstehen


So läuft die Untersuchung ab: Die Diagnose einer Histaminintoleranz ist nicht einfach zu stellen, da es keinen eindeutigen Test gibt.

Untersuchung

Was passiert

Was kann man erkennen

DAO-Bluttest

Messung der Enzymaktivität

Hinweis auf DAO-Mangel

Histamin-Messung

Histamin in Blut/Urin

Aktuelle Belastung

Eliminationsdiät

2-4 Wochen histaminarm essen

Zuverlässigstes Verfahren

Wann zum Arzt

Was ist normal

Was ist Warnsignal

Bei wiederkehrenden Beschwerden

Gelegentliche Unverträglichkeiten

Anaphylaxie-ähnliche Reaktionen

Nach dem Essen

Leichte Verdauungsbeschwerden

Kreislaufkollaps

Unklare Symptome

Müdigkeit nach großen Mahlzeiten

Atemnot, starker Schwindel

Was bedeuten die Ergebnisse? 


Ein niedriger DAO-Wert (unter 10 U/ml) bei passenden Beschwerden ist verdächtig auf eine Histaminintoleranz. Allerdings schließt ein normaler Wert die Diagnose nicht aus, da die DAO-Aktivität im Darm entscheidend ist, die aber nicht direkt messbar ist.


Die diagnostische Eliminationsdiät gilt als zuverlässigstes Verfahren: Verschwinden die Symptome unter strenger histaminarmer Ernährung und kehren bei Wiedereinführung histaminreicher Lebensmittel zurück, ist die Diagnose sehr wahrscheinlich.

Zusätzliche Tests können helfen, andere Ursachen auszuschließen oder begleitende Probleme zu erkennen, wie zum Beispiel eine Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO) oder Nährstoffmängel.


Welche Behandlungen gibt es? – Therapie-Möglichkeiten


Diese Möglichkeiten haben Sie: Die Behandlung der Histaminintoleranz erfolgt mehrstufig und zielt sowohl auf die akute Symptomlinderung als auch auf die langfristige Ursachenbehebung ab.

Behandlungsart

Wie wirkt es

Für wen geeignet

Eliminationsdiät

Reduziert Histaminzufuhr

Alle Betroffenen

Antihistaminika

Blockiert Histaminrezeptoren

Bei akuten Symptomen

DAO-Kapseln

Unterstützt Histaminabbau

Vor histaminreichen Mahlzeiten

Nährstofftherapie

Verbessert DAO-Funktion

Bei nachgewiesenen Mängeln

Medikamentöse Behandlung: Antihistaminika der ersten Generation (H1-Blocker) wie Cetirizin oder Loratadin können akute Reaktionen lindern. Bei Magenproblemen helfen zusätzlich H2-Blocker wie Famotidin, die die Magensäureproduktion reduzieren. Diese Medikamente behandeln jedoch nur die Symptome, nicht die Ursache.


DAO-Substitution: Spezielle Kapseln mit dem DAO-Enzym können vor histaminreichen Mahlzeiten eingenommen werden. Sie helfen dabei, das Histamin aus der Nahrung bereits im Darm abzubauen, bevor es in den Körper gelangt.


Natürliche Ansätze: Quercetin, ein pflanzlicher Stoff aus Zwiebeln und Äpfeln, kann Mastzellen stabilisieren und die Histaminfreisetzung reduzieren. Vitamin C wirkt als natürliches Antihistaminikum und unterstützt die DAO-Funktion.


Was können Sie selbst tun? Die Behandlung erfordert Ihre aktive Mitarbeit. Führen Sie ein Ernährungstagebuch, lernen Sie histaminreiche Lebensmittel zu erkennen und entwickeln Sie Strategien für den Alltag. Ein Arzt oder eine auf Histaminintoleranz spezialisierte Ärztin kann Sie dabei begleiten.


Langfristig gesund bleiben – Alltag mit Histaminintoleranz


So können Sie Einfluss nehmen: Eine Histaminintoleranz bedeutet nicht automatisch lebenslange Einschränkungen. Mit der richtigen Strategie können viele Betroffene ihre Symptome deutlich reduzieren und ihre Lebensqualität zurückgewinnen.

Hilfreich

Neutral

Problematisch

Frisches Fleisch und Fisch

Getreideprodukte ohne Hefe

Geräucherte Wurst, gereifter Käse

Frisches Gemüse (Brokkoli, Karotten)

Milch und Joghurt

Tomaten, Spinat, Auberginen

Frisches Obst (Äpfel, Melonen)

Pflanzliche Öle

Zitrusfrüchte, Erdbeeren

Die richtige Ernährung ohne Dogmatismus: Eine histaminarme Ernährung sollte nicht zu restriktiv sein. Das Ziel ist es, die individuelle Histamin-Toleranzgrenze nicht zu überschreiten. Diese kann sich mit der Zeit wieder erhöhen, wenn die Grundursache des DAO-Mangels behoben wird.


Praktische Alltagstipps:


  • Kaufen Sie frische Nahrungsmittel und verarbeiten Sie diese schnell

  • Meiden Sie aufgewärmte Speisen – Histamin entsteht durch bakterielle Aktivität

  • Bei Restaurant-Besuchen: Bestellen Sie einfache, frisch zubereitete Gerichte

  • Nutzen Sie DAO-Kapseln als "Joker" für besondere Anlässe


Stress und Lebensführung: Chronischer Stress kann Mastzellen aktivieren und die Histaminfreisetzung fördern. Regelmäßige Entspannung, ausreichend Schlaf und moderater Sport helfen dabei, das System zu stabilisieren.


Ihr Weg zu mehr Lebensqualität: Mit der Zeit lernen Menschen mit Histaminintoleranz, ihre Grenzen zu kennen und entwickeln ein Gefühl dafür, wann das "Histamin-Fass" voll wird. Frühe Warnzeichen wie leichte Schlafstörungen oder innere Unruhe können der Hinweis sein, für einige Tage besonders histaminarm zu essen.


Häufig gestellte Fragen zu Histaminintoleranz


Wie merkt man, dass man eine Histaminintoleranz hat?

Die typischen Anzeichen sind vielfältig und treten oft nach dem Essen auf: Kopfschmerzen, Flush (plötzliche Hautrötungen), Herzrasen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Juckreiz. Besonders verdächtig ist es, wenn diese Beschwerden nach histaminreichen Lebensmitteln wie gereiftem Käse, Rotwein oder geräuchertem Fisch auftreten. Ein Ernährungstagebuch über mehrere Wochen kann helfen, Zusammenhänge zu erkennen.


Was darf man nicht essen bei Histaminintoleranz?

Meiden sollten Sie vor allem gereifte und fermentierte Lebensmittel: Hartkäse, Salami, roher Schinken, Sauerkraut, Rotwein und Sekt. Auch nicht fangfrischer Fisch (besonders Thunfisch aus der Dose), Tomaten, Spinat, Zitrusfrüchte, Erdbeeren und Schokolade enthalten viel Histamin. Aufgewärmte Speisen sind ebenfalls problematisch, da sich beim Lagern Histamin bildet.


Was senkt Histamin sofort?

Bei akuten Reaktionen helfen H1-Antihistaminika wie Cetirizin oder Dimetinden – sie blockieren die Histaminrezeptoren binnen 30-60 Minuten. Natürliche "Erste Hilfe" bieten hochdosiertes Vitamin C und Quercetin, die Mastzellen stabilisieren können. Viel stilles Wasser trinken unterstützt dabei, überschüssiges Histamin auszuspülen.


Woher kommt eine plötzliche Histaminintoleranz?

Eine "plötzliche" Histaminintoleranz entwickelt sich meist über längere Zeit, wird aber durch bestimmte Auslöser verstärkt: Darminfektionen, Antibiotika-Behandlungen, chronischer Stress oder hormonelle Veränderungen können die DAO-Aktivität beeinträchtigen. Auch bestimmte Medikamente hemmen das Enzym. Das "Histamin-Fass" läuft dann plötzlich über, obwohl es bereits lange Zeit gefüllt war.


Wie kann man den DAO erhöhen?

Das DAO-Enzym selbst kann man nicht direkt "erhöhen", aber seine Produktion und Funktion optimieren: Heilung der Darmschleimhaut mit L-Glutamin und Zink, Auffüllen wichtiger Nährstoffe wie Vitamin B6, Vitamin C und Kupfer-Zink im richtigen Verhältnis. Der wichtigste Schritt ist die Sanierung des Darms, wo das meiste DAO produziert wird. Meiden Sie DAO-hemmende Medikamente und reduzieren Sie Entzündungen mit Omega-3-Fettsäuren.


Welche Lebensmittel enthalten DAO-Enzym?

Pflanzen enthalten praktisch kein für Menschen verwertbares DAO-Enzym. Die handelsüblichen DAO-Kapseln werden aus Schweinenieren-Extrakten gewonnen. Der Verzehr von Nieren selbst ist theoretisch möglich, aber unüblich und in der Wirkung unvorhersagbar. Viel wichtiger ist es, die körpereigene DAO-Produktion durch Darmheilung und die richtige Nährstoffversorgung zu fördern.


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel dient der Info

rmation und ersetzt nicht die individuelle medizinische Beratung. Bei anhaltenden oder starken Beschwerden wenden Sie sich an einen Arzt oder eine Ärztin, die sich mit Histaminintoleranz auskennt. In Deutschland gibt es mittlerweile viele Mediziner, die sich auf dieses Krankheitsbild spezialisiert haben und Ihnen bei der Diagnostik und Behandlung helfen können.


Eine Histaminintoleranz ist kein unveränderliches Schicksal. Mit der richtigen Herangehensweise können viele Menschen ihre Beschwerden deutlich lindern und zu mehr Lebensqualität zurückfinden. Der erste Schritt ist es, das Problem zu erkennen und zu verstehen – dann werden auch die Lösungswege deutlich.

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